Dienstag, 23. Februar 2010

Katzenvollmondsommernachtstraum

Liebe Freunde, hier - wie angekündigt - das Produkt meines Vier-Postkarten-Projekts. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

Meine vier Postkarten:



Meine Geschichte:

Katzenvollmondsommernachtstraum

Für C., weil sie Geschichten so liebt.

Lauwarme Sommernacht. Die Wolken trugen einen Duft von Flieder.
»Miau! Miau! Mi-oo!«, klang es von einem engen Dachgesims herüber.
Verliebt hockten da zwei schwarze Katzen.
»Magst du mir eine Geschichte erzählen?«, flüsterte die eine. »Vielleicht über den Vollmond?«
Ȇber den Vollmond? Nun gut.
Einst lebte ich mit meiner Mutter bei Herrn K. Ihr Fell glänzte stets stattlich rot. Als Katze beanspruchte sie natürlich das Bett. Jeden Abend las sie mir Comics vor. Klein lag ich auf ihr und lauschte gespannt. Crash! Boum! Boing! Inzwischen bemerkte niemand von uns, wie Herr K. aus dem Fenster schlich.
Unser Besitzer liebte sein grünes Samtsofa sehr. Dort dachte er traurig an früher. Wer konnte heute noch zuhören? Wer kann heute noch meine Gedichte leiden? Nur selten fand er die Kraft, sich zu erheben. Was für ein Hundeleben!
Ein Discman galt ja als alt. Herr K. hingegen erinnerte sich noch daran, wie das Grammophon seiner Eltern geklungen hatte.
Also kletterte er auf das Dach.
Ohne Adieu. Ich sah ihn nie wieder.
Schwalben sagten später, dort hätte ein Mann gestanden, die Hände in den Hosentaschen vergraben.
Ich glaube ihnen nicht. Ich denke, Herr K. baute einen Turm aus Büchern, spreizte seine Arme, stieß ab und flog davon. Höher und höher. Hinauf bis zum Mond. Denn dort kennen sie keine Gedichte.
Miau! Miau! Mi-oo!«
Und unter den Katzen rauchten die Schlote der Stadt.

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